Djuna Barnes

* 12. Juni 1892 in Cornwall on Hudson, New York; † 18. Juni 1982 in New York City

Amerikanische Schriftstellerin, Journalistin und Illustratorin. Erste Berührungen mit der Welt der Bohème in der Bronx und in Greenwich Village. 1919 dann Übersiedlung nach Paris und Mitglied in avancierten künstlerischen Salons. Gab sich dort, als Ausgleich zur anstrengenden literarischen Arbeit, diversen homoerotischen Abenteuern hin, die meist im totalen emotionalen Bankrott endeten.

 

Djuna Barnes ist ein völlig zu Unrecht in Vergessenheit geratenes Enfant terrible der weiblichen Gegenkultur des frühen 20. Jahrhunderts. Das muss geändert werden!

 

Daher zitieren wir heute anlässlich ihres 125jährigen Geburtstags aus ihrem Roman »Ladies’ Almanach«’ von 1928, in dem sie ihre exzessiven Erfahrungen mit den schrägen Figuren des intellektuellen Pariser Nachtlebens in grotesker Weise persifliert hatte.

 

Eintrag Juni:

 

»Wenn Muckerl aufsteigt wie die Silbersichel / Die Muckerin verbleicht in nichtigem Gestichel / Vorm Schnuppenfall der Welt und ihrer Omen Lauf / Und eine frische Prüde steigt den Frauen auf / Denn hin zum Weibe soll die Frau nun stürzen / Wenn, wohlgebimst, sie aus den Kinderschürzen / Und nirgendsonst hin, wie sie tat zuvor / Kein Knabe küss’ sie mehr, kein Mann kniep’ sie ins Ohr / Kein Bursche soll kopfüberhals sie froh empfangen / Noch auch sie betten zwischen Pfühl und Wangen / Noch sie besudeln mit der Vorbedeutung Zeichen / Noch ihrer Winzigkeit zum hohen Bilde gereichen / Nein, das sei nimmer ihre Erdenspeise. / Ungleich dem Vogel der Erinnerung, verlornerweise / Zum Spätgekräh im hohlen Baum der Zeit bestimmt / Den rückwärts nur der Steigende erklimmt / Soll sie von selber irregehn, Gott weiß! / Da sie des Knäuels Faden feiner spleißt / Und in den Wind schlägt die kommune Hut / Grad’ wie die Glocke es mit ihrem Wesen tut. / Denn derart ist ihr Stolz, hochfliegend und vertändelt / Hat erst die Frau mit ihrem Mädchen angebändelt.«

 

À votre santé, Djuna!